Hallo Fagan, das ist ein sehr schönes Beispiel eines Säbels aus dem 18. Jh., der mit einem "moderneren" Griff wiederverwendet worden ist.
Meiner Ansicht nach handelt es sich nicht um eine französische Armeewaffe. Die französischen Grenadiersäbel Modell 1767 mit dem zweiteiligen Griff und Winkelbügel haben wesentlich massivere und schwerere Griffe. Die französischen Säbel aus dieser Zeit haben Keilklingen und sind bis zure Revolution mit GRENADIER beschriftet und weisen das verschlungen Doppel L, das Monogramm des Königs Ludwig auf.
Die zierlicheren Griffe nach Modell 1767 sind vor allem in der Schweiz verbreitet. Nach dem Abzug der französischen Truppen 1804 bekamen die Schweizerischen Kantone ihre Autonomie unter französischer Vorherrschaft wieder zurück. Die Zeughäuser waren leer und die Staatskassen geplündert. Weil Geld für Neukäufe fehlte, wurden in Massen alte Infanteriesäbel modernisiert. Belege dafür finden sich vor allem in den Zeugamtsrechnungen der Kantone Bern und Zürich. Die Schweiz hat keine Klingen produziert, aber in allen Stadtkantonen gab es zahlreiche Degenschmiede, die auf Reparieren von Griffwaffen und vor allem auf Gefässmontur spezialisiert waren. Die Klingen wurden seit dem 18. Jh. aus Solingen oder Klingenthal bezogen. Dabei kommen einerseits die zweiteiligen Griffe vor wie von dir abgebildet. Anderseits - besonders bei Neuanschaffungen - waren die Griffe einteilig aus einem Guss. Neuanschaffung sind bekannt vom Kanton Zürich und vom Kanton Fribourg und von Appenzell Ausserrhoden. Diese säbel sind mit Kantonspzunzen versehen und als solche eindeutig indentifizierbar..
All diese zahlreichen Varianten von Säbeln mit Winkelbügel laufen in der Schweiz unter dem Sammelbegriff Ordonnanz 1804.